
Eine Expertin in eigener Sache ist Frau Papendorf. Bei ihr greift aber noch ein anderes Modell: sie begleitet regelmäßig auf einem Einzelarbeitsplatz der Werkstatt Bremen den Unterricht in HEP-Klassen. Die Kooperation mit der Werkstatt Bremen entstand Ende 2017 aus einem Praktikum, bei dem Frau Papendorf die - für alle Beteiligten - spannende Aufgabe hatte, die Lehrkräfte im Unterricht zu unterstützen und zum Beispiel als Interviewpartnerin den Schüler/-innen zur Verfügung zu stehen. Durch die Unterstützung von Frau Föhlisch, „Jobcoach“ der Werkstatt Bremen, konnte aus dem Praktikum ein „richtiger Arbeitsplatz“ werden.
Ihre Erfahrungen aus ihrer früheren Tätigkeit als Prüferin der Leichten Sprache lässt Frau Papendorf natürlich auch im Unterricht mit einfließen. Sie hat daran mitgearbeitet, dass Texte wie zum Beispiel Stadtteilführer auch für Menschen mit Leseschwierigkeiten von den HEP-Schüler/-innen in Leichter Sprache formuliert werden können. Leichte Sprache klingt einfach, ist sie aber nur für die Leser/-innen und nicht für die Schreiber/-innen. Die Regeln der Leichten Sprache wurden besonders von Menschen Behinderungen und Leseschwierigkeiten erarbeitet und helfen allen Menschen mit Leseproblemen. Daran hat auch Frau Papendorf aktiv mitgearbeitet und das deutschsprachige Netzwerk Leichte Sprache mit gegründet. Neben den Regeln des Schreibens und der Gestaltung, wie zum Beispiel einfache, kurze Sätze und mindestens Schriftgröße 14, gibt es auch die Regel, dass jeder Text von Menschen mit Lernschwierigkeiten auf Verständlichkeit geprüft werden muss. Frau Papendorf sorgt im IWK als Beraterin und Prüferin für ein Verständnis, wie schwierig die Schriftsprache ist. Sie gibt den Schüler/-innen Rückmeldungen, wenn etwas noch zu kompliziert beschrieben ist und einfachere Lösungen gefunden werden müssen.
Daneben werden viele behindertenpädagogische Themen, aber auch praktische Übungen in den Lernbereichen Werken/Gestalten, Psychomotorik und Theater/Spiel von Frau Papendorf unter dem Motto „Nichts über uns ohne uns“ begleitet. Erfahrungsberichte und Interviews von Frau Papendorf bilden eine gute Ergänzung zum Unterricht und bereichern ihn.
Mit der Unterrichtsbegleitung durch Frau Papendorf verfolgt das IWK Delmenhorst grundsätzlich das Ziel, ein modernes, zeitgemäßes Bildungsverständnis, das gleichzeitig auch inklusiv ist, vor allem in die Ausbildung HEP zu etablieren. Auch andere Fachbereiche im IWK (z.B. Physiotherapie und Altenpflege) ergänzen ihren Unterricht um die Sichtweise von einer Expertin in eigener Sache.
Wenn Menschen mit Behinderungen selbst kompetent zu Wort kommen, werden Barrieren in den Köpfen von Menschen ohne Behinderung abgebaut.
Einen sehr schönen Artikel zu dem Thema finden Sie auch in der Ausgabe des Delmenhorster Kreisblatt vom 25.09.2018.
Herzlichen Dank!