
Am 22. Februar 2022 besuchte der Heilerziehungspflegekurs HEP 900100 des IWK Waldbröl in Begleitung ihres Kursleiters Armin Kalefe-Bermbach und mit finanzieller Unterstützung des Fördervereins des IWK die Gedenkstätte Hadamar in Hessen.
Die Gedenkstätte war zu Beginn des vorigen Jahrhunderts als „Landesheilanstalt“ eine psychiatrische Klinik und Pflegeeinrichtung für Menschen vornehmlich mit psychischen Behinderungen. Anfang der 1940iger Jahre wurde sie zu einer Tötungsanstalt umfunktioniert. Zwischen 1941 und 1945 wurden fast 15.000 Menschen in Hadamar ermordet.
Die Studierenden hatten sich im Rahmen des Lernfeldes „Auseinandersetzung mit der eigenen Berufsrolle“ bereits ausführlich mit dem Unterrichtsthema „Gesellschaftlicher Umgang mit Menschen mit Behinderung in der Geschichte“ auseinandergesetzt. Eine besondere Rolle spielte dabei natürlich die Zeit des Nationalsozialismus und den Verbrechen, die sich eben auch gegen Menschen mit Behinderung richteten.
Schon die im Unterricht behandelte Dokumentation „Alles ist Last“ über die Mitwirkung der Mitarbeiter*innen von Einrichtungen kirchlicher Träger an Zwangssterilisationen, medizinischen Experimenten und dem Euthanasieprogramm hatte deutlich gemacht, dass auch Angehörige helfender Berufe nicht davor gefeit sind, sich der Sache eines faschistischen und menschenverachtenden Regimes willfährig unterzuordnen und mit voller Überzeugung Beihilfe zum Massenmord zu leisten. Und, noch zynischer, dies im angeblichen Sinne Gottes zu tun, dem seine „schutzbedürftigen Kinder“ wieder „anvertraut“ werden.
Die knapp dreistündige Führung durch die Gedenkstätte vermittelte den Studierenden nun einen umfassenden Einblick in die planmäßige Praxis der Stigmatisierung, Verfolgung, Erniedrigung und Tötung von Menschen, die der Durchsetzung der nationalsozialistischen Rassenlehre im Wege standen, weil sie nicht der gewünschten Norm entsprachen.
Einmal selbst in der ehemaligen Gaskammer zu stehen und die Atmosphäre der Räumlichkeiten auf sich wirken zu lassen, hinterließ bei allen Teilnehmer*innen einen tiefen Eindruck, der nur schwer mit Worten zu fassen ist. Auch der Besuch der Dauerausstellung, in der neben einem geschichtlichen Überblick auch Einzelschicksale von Opfern vorgestellt wurden, kann niemanden unberührt lassen. So zeigen Gruppenfotos gutgelaunte Pflegekräfte und Ärzte, die offenbar ungerührt von dem Schrecken um sie herum für die Fotografen posieren, als befänden sie sich auf einem anregenden Betriebsausflug. Bilder, die nachdenklich und fassungslos machen.
Im Anschluss waren sich alle Teilnehmer*innen der Exkursion einig, dass ein solcher Besuch Pflichtprogramm auch und gerade für Auszubildende und Fachkräfte der Heilerziehungspflege sein sollte. Denn die Verantwortung, sich dafür einzusetzen, dass solche Verbrechen nicht wiederholt und Menschen mit oder ohne Behinderung nicht wieder Opfer von Ausgrenzung und Verfolgung werden, gehört immer noch und auch zukünftig unzweifelhaft zum Berufsbild Heilerziehungspflege dazu.
Ganz besonders möchten wir uns bei der KSK Sozialstiftung Köln für die finanzielle Unterstützung der Exkursion bedanken.